Eine Brücke
vom Morgenland bis nach Köln,
aus biblischer Zeit bis in die Gegenwart:
die Gebeine der Heiligen Drei Könige.
Ein Magnet
um die Weisheit der Sterndeuter zu ehren,
um dem Geheimnis der Weihnacht näher zu kommen,
um es anschaulich und begreifbar zu machen:
der bedeutendste Schrein des Mittelalters.
Ein Ziel
sichtbar von Weitem über alle Land,
ein Sinnbild des Himmlischen Jerusalems,
Orientierung für den Pilgerweg des eigenen Lebens:
die gotische Kathedrale.
Die Keimzelle aber bleibt eine Erzählung,
die in wirkmächtigen Bildern von Gottes Ankunft spricht,
von der wunderbaren Umkehrung der irdischen Verhältnisse:
Heiden statt Fromme; Magier statt Schriftgelehrte;
ein Kind in der Krippe statt eines Kaisers auf dem Thron.
Seine Erscheinung zeigt der Schrein an der Stirnseite
in drei Szenen aus Gold und kostbaren Edelsteinen:
zentral die Gottesmutter mit dem Kind auf ihrem Schoß,
links nahen die Könige und huldigen dem Herrn aller Welt,
rechts bestätigt der Hl. Geist die Gottessohnschaft in der Taufe.
Darüber die gekrönten Schädelkalotten dreier Menschen,
eines 12-jährigen Jungen und zweier etwa 30 und 50 Jahre alten Männer,
ihre Gebeine in syrische Stoffe aus der Zeit der Antike gewickelt.
Wer auch immer sie waren,
wieder und wieder lenkten sie
den Blick auf das Wesentliche.
Thomas von Aquin verstand die Reliquien als eine Art
„Vergrößerungsglas, das die Strahlen von Gottes Gnade bündelt“,
das nicht etwa selbst Objekt einer blendenden Anschauung ist,
sondern das sichtbar macht und erkennen lässt,
was sonst vielleicht verborgen bleibt –
und sei es eine abseitige Geburt.
Der Stern, der die Weisen einst geleitet
und zum Gotteskind in der Krippe geführt hatte,
prangt heute auf der Spitze des Vierungsturms.
Unter ihm hatte der Schrein ursprünglich
seinen Platz finden sollen.
Stattdessen steht hier nun ein großer Altar,
auf dem sich die Ankunft und Gegenwart des Herrn
in jeder Eucharistiefeier immer wieder neu vollzieht,
und der uns zu unserer eigenen Gottesbegegnung einlädt.
Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest,
sowie ein unter dem guten Stern stehendes neues Jahr!
Ihr/Euer Andreas Blum
Wer mehr über den Dreikönigsschrein im Kölner Dom erfahren möchte, findet hier alles Wissenswerte von Anja Becker Chouati zusammengefasst.
Foto mit freundlicher Genehmigung:
Köln, Dom, Binnenchor, Dreikönigenschrein, Stirnseite mit geöffneter Trapezplatte, Schädel der
Heiligen drei Könige auf dem Häupterbrett
© Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: Matz und Schenk
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