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Militärseelsorge in der Bundeswehr

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Von Pfr. Michael Berning

Die Militärseelsorge in der Bundeswehr

Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine ist auch die Bundeswehr wieder mehr in den Fokus der Öffentlichkeit getreten. Weniger bekannt ist, dass seit Bestehen der Bundeswehr auch die Kirche unter den Soldaten präsent ist, die Militärseelsorge, zu deren Zuständigkeit nicht nur die katholischen bzw. evangelischen Soldatinnen und Soldaten gehören, sondern auch deren Familienangehörige. Seit einigen Jahren tun auch einige jüdische Rabbiner und muslimische Imame Dienst in der Bundeswehr.

Die Militärpfarrer selbst sind keine Soldaten, sie tragen weder Uniform noch Waffen, sie haben keinen militärischen Dienst-rang. Sie unterstehen allein dem Militärbischof (zurzeit ist der Essener Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck der katholische Militärbischof, sein evangelisches Pendant ist Dr. Bernhard Felmberg) und dem Militärbischofsamt mit dem Militärgeneralvikar. Die Militärpfarrämter sind über die ganze Fläche Deutschlands verteilt, auch die Auslandsstandorte der Bundeswehr haben Militärpfarrer. So betreut jeder Pfarrer in der Regel mehrere Kasernen.

Zu den Aufgaben der Militärseelsorge gehören zunächst die Feier der Gottesdienste und der Sakramente, zudem die persönliche Seelsorge. Die Themen der Soldaten sind vielfältig: Es geht um Tod und Verwundung, die häufige Trennung von der Familie, Geldsorgen, Suchtfragen, Probleme im Dienstalltag und vieles mehr.

Eine wichtige Aufgabe ist die Erteilung des Lebenskundlichen Unterrichtes. Hier werden nicht nur ethische Fragen behandelt, sondern auch Fragen der allgemeinen Lebensführung. Da der Unterricht für alle Soldaten verpflichtend ist, also auch für die nicht religiös gebundenen, ist er kein Religionsunterricht, sondern weltanschaulich neutral zu halten.

Die Pfarrer begleiten die Soldaten auch bei Übungen auf den Truppenübungsplätzen oder auch bei den Fahrten der Marine. Besonders bekannt geworden ist die Militärseelsorge durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr, besonders bei den beiden größten Einsätzen der Vergangenheit in Afghanistan und im Kosovo. Wie die Soldaten sind die Pfarrer hier in der Regel über vier Monate mit im Einsatzgebiet. Hier ist die Kirche besonders wichtig und hat sich bei den Soldaten vielfach hohes Ansehen erworben.

Die Militärpfarrer werden für maximal zwölf Jahre von den Diözesen und Ordensgemeinschaften für den Dienst in der Militärseelsorge freigestellt und kehren dann in den Gemeindedienst zurück. Auch viele Pastoralreferentinnen und -referenten sind mittlerweile dabei. Unterstützt werden die Seelsorgerinnen und Seelsorger von ihren Pfarrgemeinderäten und dem katholischen Verband der Soldaten, der „Gemeinschaft Katholischer Soldaten“ (GKS).

Immer wieder wird der Militärseelsorge vorgeworfen, sie unterstütze den Krieg oder rechtfertige ihn wenigstens durch ihre Existenz. Im Gegenteil beschäftigt sich die Militärseelsorge auch theologisch mit allen zum Thema gehörenden ethischen Fragen besonders intensiv. Selbstverständlich werden auch keine Waffen gesegnet oder ähnliches. Es geht um den Staatsbürger in Uniform, den Menschen, der in der Uniform steckt, und um sein Recht auf die Ausübung seiner Religionsfreiheit.

Unser Autor Michael Berning (zweiter von links) im Kreise von Kollegen

Sind Kriege zu rechtfertigen?
Gibt es den „gerechten Krieg“?

Man redet lieber vom „gerechten Frieden“, im Bewusstsein, dass nur die Gerechtigkeit zum Frieden führen kann. So bleibt es eine traurige Realität zu allen Zeiten, dass als ultima ratio doch Kriege geführt werden müssen. Dabei gelten jedoch immer die Mittel der Verhältnismäßigkeit, die Priori-tät der Verteidigung (ein Angriffskrieg ist nie zu rechtfertigen) und die Forderung, dass als Kriegsziel immer nur der wiederherzustellende Friede gelten darf. Wie bei anderen ethischen Fragen auch stehen wir bei diesem Thema oft vor einer Dilemma- Situation, in der ich mich nur zwischen mehreren Übeln entscheiden kann. Die Kirchen in der Bundeswehr sind so auch immer Mahnerinnen des Friedens und stehen daher auch oftmals kritisch der Bundeswehr gegenüber, bei einer grundlegenden Solidarität und Verlässlichkeit.

Hilfreich ist, dass die Militärseelsorge intensive Auslandskontakte zu den Militärseelsorgern anderer Länder unterhält, auch ein aktiver Beitrag zum Frieden. So repräsentiert sie Deutschland auch in der Weltkirche, sowohl bei vielen Konferenzen und gegenseitigen Besuchen wie auch bei den Auslandseinsätzen, wo es jeweils eine gegenseitige Unterstützung wie auch Kontakte zur Kirche des jeweiligen Einsatzlandes gibt. Ein traditionelles Friedenszeichen ist auch die jährliche internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes.

Wie die katholische Kirche in Deutschland insgesamt leidet die Militärseelsorge auch unter dem zunehmenden Mangel an Seelsorgerinnen und Seelsorgern. So wird es zunehmend schwieriger, alle Aufgaben zu erfüllen.

Doch fühlt sich die katholische Militärseelsorge von Gottes Hl. Geist geführt und steht so weiter an der Seite der Soldatinnen und Soldaten.

https://www.katholische-militaerseelsorge.de/

https://www.bundeswehr.de/katholische-militaerseelsorge

Unser Autor Pfarrer Michael Berning ist Priester des Erzbistums Köln und war von 2002 bis 2012 als Standortpfarrer in Emmerich und Köln tätig. Er hat mehrere Einsätze der Bundeswehr in den Kosovo begleitet und war mit der Marine am Horn von Afrika bei der EU-Mission Atalanta. Seit zehn Jahren ist er Pfarrer in Meerbusch.

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