Fotos von Simone Herrmann
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Vor über 2500 Jahren hat der Prophet Jesaja bereits
das Wesen und die Gaben des Heiligen Geistes beschrieben.
Wir [d.h. die Firmanden] haben uns überlegt,
was sie für uns heute bedeuten und wollen bitten:
Die Gabe der Weisheit:
Weisheit ist mehr als Intellekt und schlau sein.
Es ist ein Wissen, das nichts mit Lernen wie in der Schule zu tun hat.
Man gewinnt Weisheit durch viel Lebenserfahrung
und sie zeigt sich vor allem in einer guten Menschenkenntnis.
Wir bitten um Weisheit!
Die Gabe der Einsicht:
Einsicht braucht die Bereitschaft, über sich nachzudenken,
und Lehren aus guten und schwierigen Erlebnissen und Erfahrungen zu ziehen.
Es bedeutet auch gegenüber sich selbst kritisch zu sein und Fehler einzugestehen,
um so zu einem tieferen Verständnis des eigenen Lebens zu gelangen.
Wir bitten um Einsicht!
Die Gabe des Rates:
Ein Rat ist die ehrlichste Art einem anderen etwas Gutes zu tun,
und er hilft dabei, Fortschritte zu machen oder ein Problem zu lösen.
Einen Rat erbittet man von einem Freund, dem man vertraut,
und er befiehlt nichts, sondern regt zum eigenen Nachdenken an.
Wir bitten um Rat!
Die Gabe der Stärke:
Stärke meint nicht nur körperliche Kraft, sondern auch innere Kraft,
also auch gegen Widerstände durchzuhalten,
sich treu bleiben und seinen eigenen Weg zu gehen.
Stärke entwickelt sich und wächst zusammen mit anderen,
so dass man gemeinsam etwas schaffen kann.
Wir bitten um Stärke!
Die Gabe der Erkenntnis:
Erkenntnis bedeutet, etwas Neues zu lernen,
und zwischen richtig und falsch unterscheiden zu können.
Erkenntnis bleibt nicht beim ersten Eindruck stehen,
sondern sucht die Wahrheit dahinter.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut.“
Wir bitten um Erkenntnis!
Die Gabe der Gottesfurcht:
Gottesfurcht mein nicht Angst vor Gott.
Gott ist nicht zerstörerisch, sondern sanft und hilfsbereit.
Aber Gottesfurcht meint schon eine Hochachtung und einen Respekt vor Gott,
und dass man sich seiner Kraft und Werke bewusst ist.
Wir bitten um Gottesfurcht!
Die Gabe der Frömmigkeit:
Fromm ist jemand, der sehr gläubig ist
und aus diesem Glauben in seinem Leben auch etwas macht.
Wer fromm ist, sucht den Kontakt mit Gott im Gebet und im Gottesdienst,
aber auch da, wo er anderen Menschen hilft und für sie da ist.
Frömmigkeit weiß, dass Gott größer ist als der Mensch.
Wir bitten um Frömmigkeit!
Allmächtiger Gott,
dein Geist bewegt Menschen zum Guten.
Lass ihn in unseren Herzen bei uns bleiben
und durch unsere Worte und Taten sichtbar werden.
Darum bitten wir durch Jesus, unser Vorbild und unseren Herrn.
Amen.
Firmung 2024
Predigt von Pfr. Andreas Blum
(die Ansprache wurde frei gehalten
und wich hin und wieder leicht vom Manuskript ab)
Liebe Firmanden,
Familien und Freude,
liebe Schwestern und Brüder!
Als ich gefirmt wurde, da machten das eigentlich alle in meinem Alter,
alle aus meinem Freundeskreis, alle aus meiner Jugendgruppe,
alle Katholischen in meiner Klasse – das war keine große Frage.
Da ging man mit.
Ich vermute, bei euch sah und sieht das heute ein wenig anders aus.
Vielleicht seit ihr nur wenige in der Klasse, vielleicht sogar die Einzigen,
Vielleicht hat es Fragen von Freunden gegeben: Was soll das?
Vielleicht sogar spöttische Blicke und mitleidige Kommentare: Ihr Armen!
Kirche ist nicht besonders cool, eher von gestern.
Und das stimmt ja auch – buchstäblich. Sie ist sogar von vorvorgestern.
Die Frage ist nur, ob das ein schlechtes oder ein gutes Zeichen ist.
Wisst ihr, wie lange die durchschnittliche Lebensdauer
eines deutschen Unternehmens ist? – 12 Jahre!
Die Lebenszeit von Organisationen ist etwas länger – 40 Jahre!
In diese Berechnung sind aber schon die älteste Uni Europas (Bologna 1088)
und unsere Katholische Kirche mit eingeflossen und haben den Schnitt erhöht.
Rein vom Alter betrachtet ist es also schon eine recht ordentliche Leistung,
vor fast 2000 Jahren entstanden zu sein und immer noch da zu sein,
und weltweit inzwischen 1,2 Milliarden Mitglieder zu haben (mehr als jede andere).
Das sagt natürlich noch gar nichts über den Inhalt, ob gut oder schlecht,
aber ich finde, wenn Firmen, Organisationen, auch Staaten kommen und gehen,
Kirche und Glaube aber noch da sind, weil Menschen sie weitergetragen haben,
dann ist es vielleicht gar nicht so blöd, sich einmal damit zu beschäftigen
und zu fragen: ob da und was da gegebenenfalls dran ist.
Also schauen wir mal, was ist dran, an der Lesung heute zum Beispiel.
Die ist noch mal 700 Jahre älter als unsere Katholische Kirche,
und natürlich, man fragt sich, was soll die einem heute noch sagen?
Die Menschen aus einer anderen Zeit, einer anderen Kultur,
sogar einer anderen Religion, die hatten doch auch andere Themen als wir heute.
Stimmt: Maschinen, Atomkraft, das Internet, das gab es alles nicht,
aber ist euch aufgefallen, worum es in der Lesung wirklich ging?
Armen beistehen, Gerechtigkeit schaffen, Freude statt Trauer,
die Trümmerfelder und Ruinen wieder aufbauen, …
Und das soll nichts mehr mit uns zu tun haben?
Ich würde sagen, die Themen sind so aktuell und drängend wie eh und je.
Aber, so könnte man jetzt weiter einwenden, was hat es denn gebracht?
Wenn Menschen seit 2700 Jahren die Heiligen Texte lesen und beten,
die Welt aber immer noch nicht heiler ist,
kann man es dann nicht auch sein lassen?
Doch ich frage euch: woran liegt denn das?
Glaubt ihr, dass die Menschen zu viel Gott in ihr Leben gelassen haben,
oder lassen wir nicht eher zu wenig Gott in unser Leben?
Von den 10 Geboten im Alten Testament bis zur Nächstenliebe bei Jesus:
die Botschaft Gottes ist klar – nur was machen wir Menschen daraus?
Wenn ich unsere Geschichte anschaue,
dann finde ich, dass der Mensch Großartiges geleistet hat,
was haben wir uns nicht alles zunutze gemacht und erfunden;
aber wir Menschen haben auch die schrecklichsten Verbrechen begangen,
die Schöpfung zerstört, Kriege geführt und Millionen umgebracht.
Das heißt doch, der Mensch ist zu beidem fähig:
zu Großem und Schändlichem.
What is it going to be?
Und jetzt kommt ihr ins Spiel.
Jede Generation macht Fehler – egal wie gut sie es meint.
Und es ist das Recht, geradezu die Aufgabe, jeder neuen Generation
kritisch zu sein, Fehler aufzudecken, Veränderungen zu verlangen,
nur so kann es Entwicklung und Fortschritt geben.
Man darf nur nicht glauben, dass man selbst ohne Fehler ist,
oder dass jeder Fortschritt automatisch gut und richtig wäre.
Wenn dem so wäre, dann wäre die Menschheitsgeschichte
eine einzige Erfolgsgeschichte ohne Rückschläge,
dann ginge es mit uns immer nur steil bergauf – tut es aber nicht.
Jede Generation, jeder einzelne Mensch, muss wieder neu versuchen,
Gerechtigkeit und Frieden, Schöpfung und Nächstenliebe zu bewahren.
Die gute Nachricht ist, wir müssen es nicht alleine tun.
Jesus sagt im Evangelium: Ich lasse euch nicht allein.
Ihr seid keine Waisen, ihr seid nicht ohne Beistand.
Und dieser Beistand hat einen Namen: der Heilige Geist.
Und wie zeigt der sich?
Die Lesung hat gesagt: Er ist das Gegenteil eines „verzagten“ Geistes,
also er bewirkt, dass man sich nicht entmutigen lässt, nicht so schnell aufgibt,
dass man keine Angst hat, weil der nächste Schritt zu groß oder schwierig ist,
dass man auch Fehler machen und fallen kann, dann aber trotzdem wieder aufsteht.
Im Neuen Testament ist das griechische Wort für den Heiligen Geist „dynamis“:
Dynamik, Energie, Bewegung, Kraft … kurzum: Veränderung und Wandel,
etwas, was glaubende Christen nicht fürchten, sondern begrüßen sollten,
auch wenn es in der Kirche manche gibt,
die scheinbar wollen, dass alles beim Alten bleibt.
Das hat dann aber nichts mehr mit dem Heiligen Geist zu tun.
Und darüber kann Jesus auch richtig sauer werden.
Als er von Schuld und Vergebung spricht sagt er sinngemäß:
Alle Sünden können vergeben werden –
nicht aber die gegen den Heiligen Geist!
Den muss man machen und wirken lassen.
Und der weist auch in die Zukunft.
Jesus sagt ausdrücklich: Er wird euch in die ganze Wahrheit führen,
die, die ihr jetzt noch nicht fassen könnt und ich euch noch nicht sagen konnte.
Mit anderen Worten: da kommt noch was!
Und vieles ist ja auch schon nach Jesus gekommen – auch in der Kirche.
Und wir sind mit der „ganzen Wahrheit“ auch bestimmt noch nicht am Ende.
Das macht unseren Glauben so spannend, er ist wie ein Staffellauf,
er verbindet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft:
Unsere alte Kirche/unsere alten Heiligen Schriften haben so viel Lebenserfahrung,
erzählen von Menschen und Herausforderungen, von denen wir lernen können;
der Heilige Geist lässt uns auch heute mutig unser Leben angehen und gestalten,
mit Rückschlägen umgehen und es wieder und wieder besser zu versuchen;
denn die Zukunft, so sagt es das Ende der Bibel,
ist „eine neue Erde und ein neuer Himmel.“
Von einer besseren Welt sollt ihr träumen, die sollt ihr anpacken.
Oder wie es der Papst gesagt hat: Im Spiel des Lebens, spielt im Sturm!
Es wäre/ist ein Segen: für diese Welt – für unsere Kirche – für euch selbst!
1 Kommentar
Wunderbare Predigt! Woher nehmen Sie nur diese Ideen und Kraft, Herr Pfr. Blum?!? Und das in so einer Diaspora! ? ! da kann man nur sagen: „WOW!“
Und :
Danke lieber Heiliger Geist!