Klug und bildschön soll sie gewesen sein. Ihr Vater sperrte sie aus Sorge in einen Turm ein (Schutzpatronin der Gefangenen). Während er verreist war, bekehrte sie sich zum Christentum, ließ sich taufen und setzte in dem Turm als Zeichen für die Dreifaltigkeit ein drittes Fenster ein (Schutzpatronin der Architekten). Später floh sie und fand Schutz und Unterschlupf in einer Felsspalte (Schutzpatronin der Bergleute). Auch mehrfache Folter konnte ihren Entschluss nicht ins Wanken bringen. Zum Tode verurteilt enthauptete ihr Vater sie selbst mit dem Schwert und wurde darauf vom Blitz getroffen (Schutzpatronin der Artillerie).
Die Legende entstand im 7. Jahrhundert. Ein Pfleilerfresko in der Kirche Santa Maria Antiqua in Rom aus dem Jahr 705/706 ist das früheste Zeugnis ihrer Verehrung. 1969 wurde Barbaras Gedenktag aus dem Festkalender gestrichen, aber wegen der verbreiteten Verehrung 1972 in Deutschland wieder aufgenommen.
Wir begegnen der Hl. Barbara vielfach. An Tunneleingängen steht nicht selten eine Statue, bei Grabungen hat sogar jede Firma ihre eigene dabei. Nach dem erfolgreichen Durchstich im Gotthard Tunnel war die Heilige Barbara die Erste, die durch den Spalt getragen wurde. In Basel und St. Gallen werden ihr zu Ehren am 4. Dezember 22 Kanonenschüsse abgefeuert. In Bergstollen lässt man bei ihrem Bildnis ein Licht brennen, um vor dem Tod unter Tage geschützt zu sein. In Österreich gibt es ein Barbara-Brot aus Pfefferkuchenteig.
Ihr Bildnis ist auf Waffenlagern und Pulvermagazinen und der Pulverlagerraum eines französischen Kriegsschiffes heißt Sainte-Barbe. Sie ist ebenfalls die Schutzpatronin der Sterbenden. Die Legende sagt, dass sie im Moment ihrer Hinrichtung betete und ihr versprochen wurde, dass, wer sie vor seinem Tod anruft, nicht ohne Sakramentenempfang stirbt. In Zeiten, in denen man an einen Richter-Gott glaubte, war sie die Garantie für den Eintritt in den Himmel und das tägliche Gebet zu ihr ein Muss.
Jemanden als Fürsprecher anrufen, das ist heute vor allem unter Jüngeren nicht mehr verbreitet. Die Dinge werden direkt geklärt. Aber genau dafür ist Barbara ja eigentlich auch ein Vorbild. Als eine der ersten Frauen, die für ihre Überzeugung eingestanden ist und sich durch nichts hat beirren lassen, ist sie eine Frau der heutigen Zeit. Sie macht uns Mut und zeigt, dass man seinen eigenen Weg gehen kann gegen alle Unwegsamkeiten, auch und gerade wenn man den Erwartungen nicht entspricht.
Betont man ihren Namen auf dem zweiten a, hört man Barbar heraus, was in der Antike eine abgrenzende Bezeichnung für Andersartigkeit war. Es handelt sich bei ihrem Namen also vielleicht um ihren Spitznamen, der sie als Außenseiter kennzeichnet, jemand der nicht einfach den zugedachten Platz einnimmt, sondern eigene Vorstellungen hat und dadurch fremd wirkt, weil einfach nicht üblich war, wie sie dachte und sich verhielt. Das gab es damals wie heute und wir lernen sehr langsam im Umgang mit Menschen, die anders sind, als wir uns das vorstellen. Mit ihrer positiven Lebenseinstellung, ihrer Durchhaltekraft und Standhaftigkeit ist sie wie ein unbezwingbarer Turm – ein Zeichen, ein Aufruf für uns: Halt für uns selbst und andere zu sein.
Auf dem Weg ins Gefängnis soll sich ein Kirschzweig in ihrem Kleid verfangen haben, den sie in ihrer Zelle in ein Wasserglas stellte und der an ihrem Todestag zu blühen begann. Am Barbaratag ins Wasser gestellt, sind die Zweige mit ihren Knospen an Weihnachten ein Zeichen des Lebens.
Und so funktioniert es: Der Zweig muss Frost abbekommen haben (alternativ über Nacht in den Gefrierschrank legen). Dann einen Tag lang komplett in lauwarmes Wasser legen, schräg anschneiden, in lauwarmes Wasser stellen, dieses regelmäßig wechseln, die Zweige am besten täglich mit Wasser besprühen und nicht direkt an die Heizung stellen.
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