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100 junge Musiker und Sänger zu Gast

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Fotos/Videos: Simone Herrmann, Susi Underwood

Ansprache zum
3. Fastensonntag

Evangelium: Lk 13,1-9

Kein leichtes Evangelium heute,
manche sagen sogar, dass es zu den Härtesten gehört,
die uns Jesus im Neuen Testament hinterlassen hat.

Ich gebe zu, ich habe auch kurz überlegt,
ob ich einfach ein anderes Evangelium aussuchen soll oder das heute kürzen,
aber dann dachte ich, hey, ihr kommt von einer Erzbischöflichen Schule,
habt alle Religionsunterricht, feiert regelmäßig Schulgottesdienste,
euch kann man das schon zutrauen.

Ich glaube, es geht Jesus heute um zwei Dinge
oder besser zwei Grundhaltungen, zwei Typen von Menschen:

– die, die meinen, alles ist gut, sie müssen nichts mehr groß machen;
– die, die meinen, alles ist schlecht, sie können gar nichts mehr machen.

Aber fangen wir vorne an:
Da ist ein Verbrechen passiert, die Menschen sind aufgebracht:
Pilatus hat fromme Galiläer im Tempel beim Opfern ermorden lassen.
Warum ist das passiert? Wieso hat Gott das zugelassen?
Bestimmt haben sie etwas Böses getan und werden so dafür bestraft.
Jeder kriegt das, was er verdient. So dachten viele zur Zeit Jesus.
Tun-Ergehen-Zusammenhang!

Und wenn wir ehrlich sind, so denken wir auch heute noch manchmal:
Warum passiert ausgerechnet mir das? Das habe ich doch nicht verdient!
Sagen wir, und suchen nach einer Erklärung.

Aber Jesus sagt: Blödsinn
Pilatus – oder jeder andere Mörder und Tyrann –
ist nicht das Werkzeug Gottes, mit dem er Sünder bestraft.
Und er setzt noch eines drauf und spricht von einem Unglück,
dem Einsturz eines Turmes, der 18 Menschen das Leben gekostet hat.
Auch das war nicht einfach die Vergeltung Gottes, mit dem er böse Menschen straft.

Weil das würde im Umkehrschluss ja heißen,
dass alle die kein Unglück ertragen müssen, dass die gute Menschen sind,
die eben keine Sünden oder Fehler begangen haben und unschuldig sind.

Und genau dagegen wendet sich Jesus:
Wenn dein Leben gut läuft, dann heißt das noch lange nicht,
dass alles gut ist, dass du alles richtig machst.
Du kannst und du sollst und du darfst dich nicht in falsche Sicherheit wiegen.
Du bist nicht anders oder besser als die, denen etwas Schlimmes passiert ist.
[Paulus in der Lesung: „Wer also zu stehen meint, der gebe acht, dass er nicht fällt“]
Eine Warnung könnte man sagen: Nur weil es dir gut geht, ist noch lange nicht alles gut!

Das gilt aber auch umgekehrt: wenn es dir schlecht geht, ist das noch nicht das Ende.
Und so spricht Jesus nun im zweiten Teil des Evangeliums von einem Feigenbaum,
der schon seit drei Jahren keine Früchte trägt.
Kein Wunder also, dass der Weinbergbesitzer sagt: Was soll das?
Der bringt mir nichts. Weg mit ihm. Hau ihn um.

Auch das kennen wir:
Was mir nichts bringt, kann weg.
Was unserer Gesellschaft nichts bringt, kann weg.
Oder noch schlimmer, wenn wir an uns selbst zweifeln:
Ich kann nichts. Ich bringe nichts zustande. Ich bin für nichts zu gebrauchen.
Das hat doch alles keinen Sinn. Ich kann weg.

Aber auch hier sagt Jesus: Blödsinn!
Wie der Winzer, gibt er nicht auf, bittet um Geduld,
will den Boden aufgraben und düngen, gute Voraussetzungen schaffen.
Wachsen und Früchte bringen muss der Baum natürlich immer noch selber.
Aber er ist nicht allein, sondern hat Hilfe, einen Winzer, Gott.

Immer wenn ich von diesem Feigenbaum höre,
muss ich an zwei Obstbäume denken, die wir mal gekauft haben:
der teure Stattliche ging trotz viel Pflege und Bemühung ein,
der geschenkte Krüppel hingegen, brachte am Ende viel Frucht.

Man weiß eben nicht was drinsteckt.
Und man sollte sich nicht vom ersten Eindruck abschrecken lassen.
Jeder sollte darauf vertrauen und daran arbeiten, dass er wachsen kann.
Der eine sollte sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen,
der andere sich nicht einfach aufgeben.

Jesus und das Gleichnis sagen uns nicht, wie es mit dem Feigenbaum ausgeht.
Bringt er im nächsten Jahr Frucht? Oder wird er dann umgehauen?

Ich glaube, das ist Absicht.
Denn wenn wir der Feigenbaum sind,
dann sollen wir mit unserem Leben zeigen,
wie die Geschichte ausgeht.

Und wenn wir auch im nächsten Jahr keine Frucht bringen,
oder auch nur das Gefühl haben, wir packen es nicht, bringen nichts?
Ist dann nicht laut Jesus das Ende der Fahnenstange erreicht?
Wie oft kann der Winzer für mich denn Geduld aufbringen und Zeit rausschlagen?

Einmal, zweimal, …. siebenmal?
Ich meine mich erinnern zu können, dass Jesus dem Petrus mal gesagt hat
als es auch um „neue Chancen geben“/Vergebung ging: siebzigmal siebenmal …
Mit anderen Worten: Gott hat unendlich viel Geduld mit uns/Vertrauen in uns.
Die Frage ist: Können wir ihm glauben, dass er an uns und unsere Möglichkeiten glaubt?

23.03.2025
Andreas Blum

1 Kommentar

  1. Was für eine tolle, ansprechende und bewegende Predigt, die uns zeigt, dass Gott immer und jederzeit da ist! Danke dafür, dass ich mich daran erinnern durfte!


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